Aktuelles
psychosozial-Autor Harald Welzer im FR-Interview
»Erinnertes muss nicht wahr sein«
Sozialpsychologe Harald Welzer im Interview mit der
Frankfurter Rundschau
[…]
Welzer: Wer kein Gedächtnis hat, kann sich nicht mit
seiner Umwelt abstimmen, nicht synchronisieren. Diese
Umwelt ist ein unglaublich komplexes, zugleich aber
erstaunlich synchronisiertes System. Arbeitszeit,
Verabredungen, abfahrende Züge, Fernsehprogramm, alles
fußt darauf, dass man in der Lage ist, sich Termine
zu merken und einzuhalten. In der Kommunikation ist der
Bezug zur Vergangenheit enorm wichtig. All das geht nicht
ohne Gedächtnis. Wer sich nicht erinnern kann, ist
asynchron, gehört nicht dazu.
[…]
FR: Häufig erinnern wir uns ja auch falsch.
Warum?
Welzer: Warum nicht? Das Gedächtnis ist dazu da, in
der Gegenwart etwas zu tun, um die Zukunft zu
bewältigen. Da ist es völlig egal, ob es auf eine
eigene Erinnerung zurückgreift oder auf die von
anderen. Das menschliche Gedächtnis nimmt alles, was
es gebrauchen kann, und wenn eine Romanfigur hilfreich ist,
dann nutze ich deren Erfahrungen auch. Ich habe nichts
gegen false memories, wie wir die falschen Erinnerungen
nennen, es sei denn juristisch oder historisch. Aber
für den sozialen Wahrheitsbegriff ist es nur wichtig,
Übereinstimmung mit anderen zu erreichen.
[…]
Lesen Sie das komplette Interview auf www.fr-online.de!
In der Zeitschrift »psychosozial« erschienen
folgende Artikel von Harald Welzer:
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- Warum Menschen sich erinnern können und warum sie Geschichte haben [psychosozial 111 (2008)]
-
- »Das sehe ich heute noch vor mir.« Ein Projektbericht zum Geschichtsbewußtsein vom Nationalsozialismus [psychosozial 67 (1997)]
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Zum Thema erschienen unter anderem im Psychosozial-Verlag: