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Szenische Lesung gibt Einblick in Freuds Analysesitzungen

Szenische Lesung mit Graziella Rossi und Helmut Vogel
Nach dem Buch »Wie benimmt sich der Prof. Freud eigentlich?« der Schweizer Psychoanalytikerin Anna Koellreuter (Hg) (2009)

1988 wurde bei einer Hausräumung in Zürich ein sensationelles Tagebuch gefunden, das sich schnell als eine brisante Entdeckung für die Forschung über Sigmund Freud und seine Arbeitsmethoden erwiesen hat. Diese Aufzeichnungen stammen von einer jungen Züricher Ärztin, die ihre Analyse-Sitzungen im Jahre 1921 bei Freud festgehalten hat. Auf der Basis dieses Tagebuchs gab die Psychoanalytikerin und Enkelin der Ärztin, Anna Koellreuter (2009) das Buch Wie benimmt sich der Prof. Freud eigentlich? heraus. Das sogar theater Zürich produzierte entlang der Analyseaufzeichnungen eine szenische Lesung Sie streifen so nah am Geheimnis. Die szenische Lesung gibt einerseits Einblick in die Arbeitsweise Sigmund Freuds und bietet andererseits eine interessante Rezeption der Sitzungen an.

Im Frühjahr 1921 reist die Ärztin Anna G. von Zürich nach Wien, um mithilfe einer Analyse die dringend nötige Klarheit für eine essentielle Entscheidung in ihrem Leben zu treffen. Die Zeit ist knapp: Im September desselben Jahres soll die Hochzeit mit ihrem langjährigen Verlobten, einem Arztkollegen, stattfinden. Anna G. hat jedoch im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann immer mehr Zweifel entwickelt; trotzdem findet sie die Kraft nicht, sich von ihm zu lösen. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Freud, dessen Schriften sie studiert hat, und bittet ihn, sie als Patientin anzunehmen. Er akzeptiert zu folgenden Bedingungen: Eine Stunde täglich, sechs Tage die Woche, vierzehn Wochen lang. Anna G. ist zu dem Zeitpunkt 27, Sigmund Freud 65 Jahre alt.

Vom 1. April 1921 an begibt sich Anna G. in die Stunden bei Sigmund Freud, legt sich auf die Couch und beginnt von ihren Gefühlen und ihren Träumen zu sprechen. Durch frühkindliche Erinnerungen und symbolische Elemente in Anna G.’s Träumen rücken bald schon die Beziehungen zu ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrer Mutter ins Zentrum der Analyse. Das Wirken des Unbewussten wird erkennbar, sexuelle Bilder erhalten ihre Deutung durch Freud. Anna G., die als Fachfrau dessen Theorie gut kennt – ab 1920 sammelte sie bei Eugen Bleuler am Burghölzli in Zürich praktische Erfahrungen in der Psychiatrie und verfasste dort ihre Dissertation –, verdichtet in ihren Aufzeichnungen die Gespräche protokollartig und reduziert Findungsprozesse und Erkenntnisse auf für sie relevante, elementare Aspekte, wobei zwischen den Zeilen immer wieder auch Witz und Selbstironie aufblitzen. »Sie streifen so nah am Geheimnis des untersten Stockes«, sagt ihr Freud einmal, »dass ich es Ihnen verraten kann«, und zeigt ihr, inwiefern das starke Zögern bezüglich einer Heirat mit ihrem Verlobten mit ungelösten familiären Beziehungen zusammenhängen könnte. Damit begeben sich Analysandin und Analytiker auf einen Weg, der am Ende im Leben von Anna G. und ihrer Umgebung große Veränderungen auslösen wird.

Die Theaterproduktion basiert auf der Publikation von Anna G.’s Aufzeichnungen durch ihre Enkelin Anna Koellreuter. Selbst eine Psychoanalytikerin und Klinische Psychologin, zögerte diese lange, das Tagebuch, das einerseits von allgemeinem wissenschaftlichen Interesse, aber andererseits auch ein intimes Dokument ist, zu veröffentlichen. Aufgrund der großen Resonanz, die ein Vortrag über das Tagebuch im Jahre 2007 hervorgerufen hat, erschien der Text 2009 unter dem Titel »Wie benimmt sich der Prof. Freud eigentlich?« im Giessener Psychosozial-Verlag, ergänzt durch analytische Kommentare von Expertinnen und Experten. Das Dokument ist etwas Besonderes, da es auf den wörtlichen Niederschriften der Dialoge innerhalb der Psychoanalysestunden basiert. – Eine äußerst ungewöhnliche Methode.


Informationen zur Veranstaltung:
»Sie streifen so nah am Geheimnis!«
Bei Sigmund Freud auf der Couch. Aus dem Tagebuch der Schweizer Analysandin Anna G.


Szenische Lesung mit Graziella Rossi und Helmut Vogel
Nach dem Buch »Wie benimmt sich der Prof. Freud eigentlich?« der Schweizer Psychoanalytikerin Anna Koellreuter (Hg) (2009)

Text- und Musikkonzept:
Peter Brunner in Zusammenarbeit mit Anna Koellreuter
Musikcollage: Daniel Fueter
Kostüme: Katrin Baumberger
Künstlerische Begleitung: Christoph Leimbacher
Spieldauer: 70 Minuten, ohne Pause; Einleitung von Anna Koellreuter


Veranstaltungstermine:

Samstag, 9. Oktober 2010

Beginn:
20:00 Uhr
Ort:
Wiener Psychoanalytische Akademie, Salzgries 16/3, 1010 Wien
Karten:
15,00 €
Reservierung:
fortbildung@oevggestalt.at
   Abendkasse ab 19:00 Uhr
   Reservierungen bis 19:30 abholen
Veranstalter:

   WPV: www.wpv.at
   WAP: www.psychoanalyse.org
   ÖVG: www.oevg-gestalt.at

Sonntag, 10. Oktober 2010

Beginn:
20:00 Uhr
Ort:
Kabinetttheater, Porzellangasse 49 im Hof, 1090 Wien
Karten:
17€/10€
Reservierung:
reservierung@kabinetttheater.at
   Tel.: +43 1 585 74 05 oder +43 650 585 74 05
Da nur wenige Plätze vorhanden, bitten wir um rechtzeitige Reservierung
Veranstalter:
Kabinetttheater,
   WAP: www.psychoanalyse.org
   WPV: www.wpv.at
   ÖVG: www.oevg-gestalt.at


Das Buch zum Theater
erschien im Psychosozial-Verlag:


Anna Koellreuter (Hg.)
»Wie benimmt sich der Prof. Freud eigentlich?«
Ein neu entdecktes Tagebuch von 1921 historisch und analytisch kommentiert
EUR 32,90

Eine junge Ärztin begibt sich 1921 zu Freud in Analyse. In einem Tagebuch hält sie fest, was sie bewegt. Inspiriert von diesen Aufzeichnungen machen sich PsychoanalytikerInnen und GeschichtsforscherInnen Gedanken zu Freud und seiner Arbeitsweise. [ mehr ]

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