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Jean-Luc Godard zum 90. Geburtstag

Am 3. Dezember wird Jean-Luc Godard 90 Jahre alt. Bis heute gilt der französische Regisseur als Hauptvertreter der Nouvelle Vague und hat mit seinem Œuvre das Kino revolutioniert. In Außer Atem (Original À bout de souffle, 1960) verwendet er als erster Regisseur den Jump-Cut, in Die Verachtung (Original Le Mépris, 1963) bricht er immer wieder mit der Realität, indem er seine Schauspieler*innen aus der Rolle fallen lässt und sich selbst in der Rolle des Bildschöpfers mit einbringt. Das reflexive Moment wird zum Charakteristikum seiner Arbeiten. Zu seinen wichtigsten Filmen gehören außerdem Band à part, Prénom Carmen, Une femme mariée, Masculin, féminin: 15 faits précis, Weekend, Adieu á langage und Bilderbuch, die in einer Diskussion zwischen psychoanalytischen und filmwissenschaftlichen Interpretationen in Jean-Luc Godard – Denkende Bilder analysiert werden.

Wilfried Reichart führt in dem Sammelband der Reihe Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie anschaulich in Godards bisheriges Leben und Wirken ein:

»Werfen wir einen Blick auf Jean-Luc bevor er Godard wurde. Er kommt aus bestem Haus, der Vater Arzt, die Mutter reiches Schweizer Großbürgertum. Banker und Industriellendynastie. Schlösser an den Ufern des Genfer Sees, große Parks, großes Kulturbewusstsein. Die Monods pflegen intellektuelle Kontakte mit Geistesgrößen wie André Gide und besonders Paul Valéry. Jean-Luc liebt den Sport, hütet das Tor im Fußballclub von Nyon, fährt Ski. Die Mutter führt ihn schon früh zur Literatur, der Vater macht ihn auf die deutschen Romantiker aufmerksam, und auf Robert Musil, Hermann Broch, Thomas Mann. Das Kino spielt keine große Rolle in diesem großbürgerlichen Milieu.

(...)

Zur Vorbereitung des Abiturs wird Jean-Luc nach Paris geschickt. Und jetzt schreiben wir das Jahr 1947, das Jahr, in dem Jean-Luc das Kino entdeckt. Er besucht regelmäßig die ciné-clubs des Quartier Latin und die Cinemathèque in der Avenue de Messine. Das Kino erscheint ihm wie ein Rettungsanker, der ihn aus dem Gefängnis der familiären Zwänge befreit. ›Es war wie in einer griechischen Sage‹, erinnert sich Godard, ›meine Großeltern waren Götter, meine Eltern Halbgötter und ich, das Kind, war nur ein menschliches Wesen.‹

(...)

Erster Drehtag, 17. August 1959. Alle sind skeptisch, ob es Jean-Luc schafft, den Film zustande zu bringen. Beauregard hält ihn für einen Hasardeur, der den Film wie eine Pokerpartie begreift. Keiner weiß, wo Jean-Luc wohnt, wie er sein Leben finanziert. Truffaut bringt es auf den Nenner: ›Es war fast so, als ob ein Clochard einen Film macht‹ (zit. n. de Baecque, 2010, S. 126). Letzter Drehtag vier Wochen später am 15. September 1959. Kinopremiere in Paris am 16.3.1960. Ein Triumph. Jean-Luc ist bei sich angekommen, bei GODARD.
Der Rest ist Filmgeschichte.«

Jean-Luc GodardAndreas Hamburger, Gerhard Schneider, Peter Bär, Timo Storck, Karin Nitzschmann (Hg.)
Jean-Luc Godard
Denkende Bilder
EUR 29,90

Jean-Luc Godard gilt als Hauptvertreter der Nouvelle Vague und hat mit seinem Œuvre das Kino revolutioniert. Die Autorinnen und Autoren nehmen das Werk des französischen Regisseurs von seinen Anfängen bis zu seinen jüngsten Filmen in den Blick und analysieren seinen radikalen Ansatz, den Film als Denken in Bildern zu verstehen. [ mehr ]

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Weitere Bände der Reihe »Im Dialog: Psychoanaylse und Filmtheorie«:

Sofia CoppolaKarin Nitzschmann, Andreas Hamburger, Gerhard Schneider, Peter Bär, Timo Storck (Hg.)
Sofia Coppola
Hoffnung und Ausweglosigkeit in geschlossenen Welten
EUR 29,90

Sofia Coppolas filmischer Stil und die Emotionalität ihrer Figuren sind unverwechselbar. Mit großem Detailreichtum und sicherem Gespür für die Objekte und die Ausgestaltung von Räumen kreiert die Regisseurin, der 2004 mit Lost in Translation der Durchbruch gelingt, Zwischenwelten, die von Sehnsucht und Imagination durchtränkt sind. Die eigenwillige und subtile Art der Charaktere, die u.a. in Hotelzimmern, Palästen, Familiensystemen oder Mädchenpensionaten feststecken und einen Ausweg aus diesen geschlossenen Systemen suchen, und ihr Geschlechterrollenverständnis stehen im Fokus der Untersuchungen. [ mehr ]

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Alfred HitchcockGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
Alfred Hitchcock
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 1
EUR 14,90

Kaum ein anderer Regisseur verstand es so mit den Ängsten seiner ZuschauerInnen zu spielen wie Alfred Hitchcock. Er drehte mit den besten SchauspielerInnen, etablierte Begriffe wie »Suspense« und »MacGuffin« und perfektionierte die subjektive Kameraführung. Auch wenn Hitchcock trotz zahlreicher Oscar-Nominierungen nie eine Trophäe gewann, gilt der Meister der Suspense als einer der einflussreichsten und künstlerisch bedeutendsten Filmregisseure. 1979 zeichnete ihn das American Film Institute schließlich mit dem AFI Life Achievement Award aus. [ mehr ]

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Roman PolanskiPeter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Roman Polanski
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 2
EUR 19,90

Der französisch-polnische Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Roman Polanski gilt als Meister der Inszenierung des Klaustrophobischen und der seelischen Erosion. Dass menschliche Urängste, Wahn und Verzweiflung sich als Motive durch sein filmisches Schaffen ziehen, scheint angesichts seiner jüdischen Wurzeln und der daraus resultierenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten nur logisch. Polanski selbst stellt allerdings nur seinen Oscar-prämierten Film Der Pianist (2002) als explizit autobiografisch heraus, in den er seine Kindheitserinnerungen einfließen ließ. [ mehr ]

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Timo Storck, Andreas Hamburger, Karin Nitzschmann, Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
François Ozon
Täuschung und subjektive Wahrheit. Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 15
EUR 29,90

Täuschung und Wahrheit, Wirklichkeit und Fiktion, biologisches Geschlecht und Gender – das sind die zentralen Fragen der Conditio humana, die François Ozon in seinen Filmen aus verschiedenen Perspektiven thematisiert. Ozon gehört zu den interessantesten und produktivsten Regisseuren der Gegenwart. Kaum ein anderer versteht es, die verschiedensten Charaktere, Plots und Themen so brillant auf die Leinwand zu bringen. Für sein Drama Jung & Schön (2013) und den Erotikthriller Der andere Liebhaber (2017) wurde er bei den Filmfestspielen von Cannes für die Goldene Palme nominiert. [ mehr ]

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Akira KurosawaGerhard Schneider, Peter Bär, Andreas Hamburger, Karin Nitzschmann, Timo Storck (Hg.)
Akira Kurosawa
Die Konfrontation des Eigenen mit dem Fremden. Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 14
EUR 24,90

Der oscarprämierte Akira Kurosawa (1910–1998) gehört zu den weltweit einflussreichsten und wichtigsten Regisseuren des 20. Jahrhunderts. Seine Erfolge und seine Wirkung auf westliche Filmemacher brachten ihm den Ruf des »westlichsten« Regisseurs Japans ein. Dabei wurde übersehen, wie sehr sich Kurosawa mit seinem Land und dessen Kultur beschäftigt hat. Das Werk und die humanistische Haltung des Regisseurs nutzen die AutorInnen im vorliegenden Band für den aktuellen Diskurs über die Conditio humana. [ mehr ]

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Martin Scorsese   Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Martin Scorsese
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 13
EUR 24,90

Martin Scorsese (geb. 1942) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Regisseure und Vertreter des New Hollywood. In der Tradition des europäischen Autorenfilms der 1960er und 70er Jahre thematisiert Scorsese individuelle, soziale und soziokulturelle Konfliktsituationen sowie die Bedeutung von Gruppenzugehörigkeiten, Gewalt und den Verlust basaler Sicherheiten. [ mehr ]

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Michael HanekeGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
Michael Haneke
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 12
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Der preisgekrönte österreichische Regisseur und Drehbuchautor Michael Haneke (geb. 1942) erlangte durch seine anspruchsvollen, sozialkritischen Filme weltweit Anerkennung. Seine Geschichten sind aus der Realität unserer Gesellschaft resultierende Alpträume, die einen Einblick in unsere soziokulturelle Conditio humana mit ihren apokalyptischen Gewalt- und Zerstörungsfantasien erlauben. [ mehr ]

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Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Die Coen-Brüder
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 11
EUR 24,90

Seit Anfang der 1990er Jahre gehören die Brüder Joel und Ethan Coen als Oscar-prämierte Filmregisseure, -produzenten und Drehbuchautoren zu den Größen Hollywoods. Trotz des großen kommerziellen Erfolgs stehen die Coens bis heute für den kreativen und unangepassten Hollywoodfilm jenseits geltender Genrekonventionen. Das Buch bietet einen Gesamtüberblick über ihr Oeuvre und versammelt Texte zu ihren wichtigsten Filmen. [ mehr ]

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David CronenbergGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
David Cronenberg
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 10
EUR 19,90

Mit Werken wie Parasiten-Mörder (1975) wurde David Cronenberg zum Mitbegründer des »Body-Horror«-Genres. In seinen späteren Filmen stellt er das Thema der Gewalt in einen soziokulturellen Zusammenhang (A History of Violence, 2005) und beschäftigt sich verstärkt mit den psychologischen Konflikten seiner Figuren (Spider, 2002). [ mehr ]

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Darren AronofskyPeter Bär, Gerhard Schneider (Hg.)
Darren Aronofsky
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 9
EUR 19,90

Das Werk des Filmregisseurs und Drehbuchautors Darren Aronofsky reicht vom Low-Budget-Projekt Pi über den grafisch opulenten Film The Fountain bis zum Arthouse-Publikumserfolg Black Swan. Trotz der unterschiedlichen Zugänge findet sich immer das einheitliche Motiv der »Ich-Suche« des Individuums. [ mehr ]

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Pier Paolo PasoliniGerhard Schneider, Peter Bär (Hg.)
Pier Paolo Pasolini
Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 8
EUR 19,90

Nachdem Pasolini in den fünfziger Jahren als Drehbuchautor in die Filmszene einstieg, waren seine ersten Regiearbeiten wie Accattone oder Das erste Evangelium – Matthäus noch stark vom Neorealismus beeinflusst. Bewusst inszenierte er seine Figuren als changierend zwischen Profanität und Transzendentalität. Ende der Sechziger wandelte sich Pasolinis Werk und er wandte sich großen Legenden und Mythen zu, etwa Ödipus (Edipo Re – Bett der Gewalt) oder Medea. [ mehr ]

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